WLZ, 05.07.2014 – Auf den Spuren der berühmten Patin

Lesung zu Christine Brückner in der nach ihr benannten neuen Stadtbücherei Bad Arolsen im Bürgerhaus

Auf die Spur ihrer Namenspatin hat sich die Christine-Brückner-Bücherei im Bürgerhaus begeben. Eine Lesung lieferte den Auftakt zu einer losen Veranstaltungsreihe rund um die bekannte Schriftstellerin.

VON SANDRA SIMSHÄUSER

Bad Arolsen. „Einen schöneren Geburtsort als Schmillinghausen hätte ich mir nicht wünschen können“, schrieb die große Tochter der Stadt in einem autobiografischen Text, mit dem die abwechslungsreiche Lesung eröffnet wurde. Sicherlich im Sinne von Brückner schloss sich daran noch ein Spaziergang durch das von ihr liebevoll skizzierte „Kurstädtchen“ zur Kaserne an. Im Stabsgebäude hatte Brückner für ein Jahr die Schulbank gedrückt. Heute ist dort das Forum für Zeitgeschichte „Historicum 20“ un-tergebracht, in dem auch die Schriftstellerin einen Platz gefunden hat. Vor Ort stellte Dr. Birgit Kümmel den „Brückner-Raum“ vor.

Der Name Christine Brückner taucht immer wieder in Arolser Stadtbild auf. In der gleichnamigen Bücherei begaben sich (v.l.) Constanze Neuse, Erich Müller, Karin Schäfer, Dr. Friedrich Block und Fördervereins-Vorsitzende Eva Gröll-Wachenfeld auf Spurensuche. Foto: Sandra Simshäuser

Der Name Christine Brückner taucht immer wieder in Arolser Stadtbild auf. In der gleichnamigen Bücherei begaben sich (v.l.) Constanze Neuse, Erich Müller, Karin Schäfer, Dr. Friedrich Block und Fördervereins-Vorsitzende Eva Gröll-Wachenfeld auf Spurensuche.
Foto: Sandra Simshäuser

Treffpunkt war jedoch erst einmal die Christine-Brückner-Bücherei. Um die vierzig überwiegend weibliche Zuhörer fanden den Weg in die vor rund vier Monaten eröffneten Räume. Der Förderverein hatte zusammen mit dem Freundeskreis Brückner-Kühner aus Kassel zu der Auftaktveranstaltung eingeladen. Dr. Friedrich Block vom Freundeskreis, gleichzeitig Geschäftsführer der Stiftung Kühner-Brückner, übernahm die Moderation.

Um Heimatgefühl und Heimatliebe, aber auch um Fragen der Selbstverortung und die eigenen Wurzeln ging es bei der Veranstaltung – wie auch immer wieder in den Texten der erfolgreichen Schriftstellerin. Ihre biographischen, mit Arolsen verbundenen Eckdaten sind schnell berichtet: Christine Brückner wurde 1921 als Schmillinghäuser Pfarrerstochter geboren. Sie besuchte im aufdämmernden Dritten Reich für ein Jahr das Arolser Realgymnasium, bis die Familie nach Kassel zog, blieb ihrer „alten Heimat“ jedoch bis an ihrer Lebensende verbunden. Die zweimal verheiratete Schriftstellerin schloss ihre Ehen in Schmillinghausen beziehungsweise Mengeringhausen und war in Arolsen immer wieder zu Besuchen und Vorträgen zu Gast. In Schmillinghausen fand die 1996 Verstorbene ihre letzte Ruhestätte neben ihrem Mann Otto Heinrich Kühner.

Wie intensiv sich Christine Brückner zeitlebens mit ihrem
Waldecker Heimatstädtchen auseinandergesetzt hat, wurde bei der Lesung deutlich. Diese wurde von „Profis,“ gestaltet: mit annähernd schauspielerischem Ausdruck und der richtigen Portion Ironie erweckten Karin Schäfer, Constanze Neuse und Erich Müller vom Statt-Theater Mengeringhausen die geschilderten Episoden zum Leben. Angefangen vom ersten Romanerfolg „Ehe die Spuren verwehen“ (1954) bis zum oben erwähnten Text „Der Einzelfall“, zu dem sich die Autorin von der Verleihung der Rauch-Plakette im Jahr 1990 angeregt sah. Bis an ihr Lebensende hat Christine Brückner von ihrer idyllischen Kindheit in Schmillinghausen gezehrt – aber auch das düsterste Kapitel der Residenzstadt im Dritten Reich immer wieder aufgegriffen.

Am Ende kam die Dichterin sogar noch selbst zu Wort. 1995, ein Jahr vor ihrem Tod, hatte Friedrich Block Gedanken Brückners in der Schmillinghäuser Kirche auf Tonband festgehalten. Als „Stichworte zur Heimatkunde“ sind ihre Worte allen Interessierten im „Historicum 20“ zugänglich.

Sämtliche Werke (und deren Verfilmungen) der gebürtigen Schmillinghäuserin können dagegen in der nach ihr benannten Bücherei ausgeliehen werden.

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