Kulturmagazin, 3/2014 – Ein neuer Tempel der Literatur

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So kann man es auch machen: Während Kassel sein Angebot um drei Stadtteilbibliotheken reduziert hat, baut sich die Stadt Bad Arolsen eine komplett neue Bücherei. Möglich machen es der geschickte Umgang mit Fördermitteln – und ein gerüttelt Maß an ehrenamtlichem Engagement. Mit besonders viel Geld ist die Residenzstadt nicht gesegnet, das Bürgerhaus im Zentrum der Stadt aber musste dringend saniert werden, und in dessen Untergeschoss befand sich eine ziemlich in die Jahre gekommene öffentliche Bücherei, die wenig einladend wirkte. Als die Schließung zur Debatte stand, formierte sich bürgerlicher Widerstand, der sich aber nicht auf ein lautstarkes Lamento reduzierte, sondern einen Förderverein entstehen ließ.

Nun ist das Bürgerhaus saniert, und es wurde eine völlig neue Bücherei eingerichtet. Fast zwei Millionen Euro hat die Stadt in das Gesamtprojekt investiert, erstaunlicherweise rund 60.000 Euro weniger als ursprünglich geplant. Wobei „die Stadt“ leicht irreführend ist, denn allein etwa 1,65 Millionen Euro Fördermittel aus den unterschiedlichsten Töpfen sind geflossen. Der Gebäudekomplex wurde modernisiert und vor allen Dingen energetisch aufgewertet. Darüber hinaus ist es gelungen, das Bürgerhaus insgesamt deutlich einladender zu gestalten. Auch an die Barrierefreiheit wurde gedacht.
Dort, wo einst eine Gaststätte und eine Kegelbahn untergebracht waren, residiert nun die Christine-Brückner-Bücherei. Die Schrift­stellerin, die im Arolser Ortsteil Schmillinghausen geboren wurde, hätte sich über den Büchertempel und die Namensgebung vermutlich gefreut. Auch gegen die Zitate aus ihren Werken, die an der Fassade angebracht werden, hätte sie wohl nichts einzuwenden gehabt.

kulturmagazin-2014-3-img2Ein Ort zum Verweilen
Etwa 200m² stehen in der Bücherei zur Verfügung. Sie soll nicht nur ein Ort der Buchausleihe, sondern auch Treffpunkt und Ort zum Verweilen sein. Neben den Flächen für die ausleihbaren Werke gibt es einen ansprechend gestalteten Lesebereich, eine Ausleihtheke, ein Lesecafe und eine große Multifunktionsfläche, die mit bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet ist, aber leicht für Lesungen und andere Veranstaltungen hergerichtet werden kann. Bei der Innenausstattung der Bücherei hat der Förderverein mit umfangreichen Spenden geholfen, er wird den nicht eben üppigen städtischen Medienetat aufstocken, und er ist auch für den Betrieb verantwortlich, wenngleich die Stadt offizieller Träger ist. Das Modell ist in Bad Arolsen schon an anderen Stellen erprobt worden. So kümmern sich zukünftig 17 Ehrenamtliche darum, dass es immer ausreichend Lesestoff auszuleihen gibt. Der Bestand befindet sich noch im Aufbau, zum Start kann zwischen 8.000 Büchern und zusätzlich Zeitschriften, Hörbüchern, Klassik-CDs und Filmen ausgewählt werden. Es sollen einmal deutlich mehr werden. Eine Besonderheit ist, dass es nur Medien für Erwachsene gibt, da der nahegelegenen evangelischen Kinder- und Jugendbücherei keine Konkurrenz gemacht werden soll.
Nach der feierlichen Eröffnung am 22. Februar um 11 Uhr und einem Tag der offenen Tür bis 18 Uhr wird die städtische Bücherei für den Anfang an vier Tagen in der Woche geöffnet. Eine Erweiterung wird angestrebt, wenn genügend ehrenamtliches Personal zur Verfügung steht. Auch Veranstaltungen wird es geben: So stellt am 1. März um 15 Uhr Christiane Kohl die Teilnehmer des diesjährigen Literarischen Frühlings vor.

hs

(k) Kulturmagazin Kassel, Nr. 198, 3/2014, S. 29

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