Erschienen im Hallo, am 25.07.2018. Autor: H. Schaaf
Shitstorm und Beleidigungen, Hass und Verunglimpfungen scheinen Konjunktur zu haben und nähren das Geschäftsmodell der digitalen Kommunikation. Kaum noch etwas scheint es wert zu sein, gelobt zu werden. Zieht der Shitstorm weiter, bleiben Angeschlagenes und Zerstörtes und nagen am Kitt des gesellschaftlichen Miteinanders. Ergibt sich dann doch eine Chance, eine Person oder ein Werk zu ehren, fällt auf, wie schwer diese Kunst für den Lobenden sein kann.
Dabei ist die Lobrede wohl eine der wenigen Gelegenheiten, wo man heute bis zum Ende zuhört! Bei Hochzeiten, Geburtstagen, Trauerfeiern, bei Verabschiedungen, Jubiläen, Einweihungen, Gedenk-, Weihnachts- oder Abiturfeiern kann der Zuhörer nicht weg oder „offensichtlich“ auf dem Handy spielen. Also haben die Sprache und das Lob ihre Chance. „Doch nur jene Lobreden taugen etwas, die unter den Anwesenden ein Glücksgefühl des Begreifens und des Einfühlens verbreiten. Ohne diesen ansteckenden Enthusiasmus wird jede Feierstunde zum Ritual, das nichts als absehbare und langweilige Konvention verströmt.“